Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Seiten

19. Vorlesung am 04.01.1912

04.01.1912
Innsbruck

[Karl Kraus las im Kleinen Stadtsaal.] Der in Innsbruck am 4. Januar von der Halbmonatsschrift ‚Der Brenner‘ (Herausgeber Ludwig von Ficker) veranstaltete Abend, zu dem etwa fünfhundert Hörer, darunter viele aus anderen Städten Tirols, gekommen waren, wird mir nicht als Erfolg, sondern als Überraschung in freundlichster Erinnerung bleiben. [...] Veranstaltet als erster literarischer Abend des ‚Brenner‘ am 4. Jänner im kleinen Stadtsaal zu Innsbruck.

Rezension der Innsbrucker Nachrichten

Karl Kraus als Vorleser, seine eindringlich zupackende, kristallklar Glied an Glied reihende Sprachtechnik, seine Dynamik und Melodik wären schon ein Kapitel für sich. Jedes Für oder Wider über Karl Kraus müßte in einer Weise vorgebracht werden, die dem Niveau seiner geistigen Schärfe und der Schlagkraft seines Temperamentes entspräche, wenn der Beurteilende nicht selbst Gefahr laufen soll, seine eigene Inferiorität und Geringwertigkeit gegenüber dem Beurteilten zu erweisen und die Unfähigkeit zu dokumentieren, zu höheren Werten ebenbürtige Beziehungen zu gewinnen.

20. Vorlesung am 05.02.1912

05.02.1912
Wien

[Karl Kraus las im Festsaale des Ingenieur- und Architektenvereins.] Am 5. Februar, veranstaltet vom Akademischen Verband für Literatur und Musik, eine Vorlesung im Festsaale des Ingenieur- und Architekten-Vereines: I. Jean Paul: Die wunderbare Gesellschaft in der Neujahrsnacht (die letzten Seiten aus dem »Kampaner Tal«, die auf dem Programm vorbehalten waren, wurden nicht gelesen). II. Shakespeare: die ersten drei Akte aus dem »Timon« (Dorothea Tieck) mit Weglassung weniger Szenen und Stellen. Die Clownszenen aus »Liebes Leid und Lust« (aus dem 3. und 4. Akt, Baudissin). III.

Rezension der Arbeiter-Zeitung

Leseabend Karl Kraus. In seinem Leseabend, der am letzten Montag im Saale des Architektenvereines stattfand, wollte Karl Kraus nur seine Kunst des Vorlesens bewähren: er verzichtete auf den Reiz, der aus der Vorlesung eigener Werke erfließt, und wählte Bruchstücke aus Jean Paul, Shakespeare und Luther, bei denen die Kunst des Vortrages den entfremdeten Stoff überwinden mußte.

Rezension des Il Piccolo

La conferenza Kraus al Casino Schiller. E’ stata, più che una conferenza, una chiacchierata; ma una chiacchierata di persona geniale: interotta spesso per saltare di palo in frasca; ma legata da un’inesauribile vena di umorismo: d’un umorismo acre, tagliente, di pretta marca tedesca. La vita delle grandi città moderne, del grande giornalismo, della moderna società borghese, la sua stessa vita privata di giornalista e di scrittore: ecco le fonti ove il conferenziere attinse motivi umoristici felicissimi.