Briefwechsel zwischen dem Verlag Die Fackel, dem Verlag Universal Edition und dem Deutschen Theater Prag

Wien
07.01.1932 – 31.05.1932

[173.] Bei einer Aufführung von Jacques Offenbachs "Madame L’Archiduc" am Neuen Deutschen Theater in Prag wurden von Karl Kraus nicht genehmigte Änderungen und Extempores vorgenommen. Außerdem verärgerte Kraus, dass die Textfassung der Universal Edition (UE) an sich schon voller Fehler war.

Kraus forderte also durch  den Verlag Die Fackel die Universal Edition (UE) mehrfach auf, gegen das Prager Theater vorzugehen. Es stellte sich dabei heraus, dass die Universal Edition nicht wie von Kraus verlangt, eine Klausel in die Verträge mit dem Theater aufgenommen hatte, die den Autor gegen solche Textänderungen schützte. Der Verlag Die Fackel warf diese Unterlassung der Universal Edition und dort speziell Hans Heinsheimer - Kraus' Vertrauensperson bei der UE - vor und stellte ein Ultimatum: Entweder gehe die Universal Edition nun wirklich gegen alle Theater vor, die eigenmächtige Änderungen in Kraus' Offenbach-Bearbeitung vornahmen oder Kraus müsse um Auflösung des Vertrages bitten.

"Da wir aber gern darauf verzichten, eindeutige Klarstellungen dem Zwischenraum zwischen den Zeilen, wo sie sich finden dürften, zu entnehmen, und uns dagegen sachliche Erwägungen im künstlerischen Gebiet vielleicht so nahe liegen, wie einem Bühnenvertrieb im kaufmännischen, so stellen wir Ihnen hiermit eine Frist von 8 Tagen, innerhalb deren Sie uns beweiskräftig vor Augen führen sollen, daß Sie gegen die Mißhandlung des Werkes 'Madame L’Archiduc' durch die Theater in Prag und Essen [...] im Sinne unseres Vertrages eingeschritten sind." (173.39.)

In den Briefen des Verlages Die Fackel, die wohl weitgehend Kraus selbst verfasst hatte, wurden die Widersprüche, in die sich die Universal Edition (UE) mehr und mehr verwickelte, alle offengelegt. Der Vertrag wurde schließlich gelöst.