Karl Kraus ca. Die Gegenwart

Wien, Berlin
28.11.1931 – 28.01.1932

[172.] Kraus machte sich in der Glosse "Joh. Seb. Perger" (Die Fackel, 864-867, Dezember 1931, S. 66-72) über den neuen gleichnamigen Polemiker der Gegenwart lustig, der über den Prozess Schober-Staremberg geschrieben hatte und dabei für Schober eingetreten war.

Daraufhin erschien in der nächsten Gegenwart der Artikel "Bilder der Gegenwart", der einmal mehr über Kraus' Durchleuchtung des Johann Sebastian Perger und der Gegenwart spottete:

"Ja, dem Mann konnte freilich nichts verborgen bleiben! Er hat unsere Zitate gerade gebügelt, hat Druckfehler ans Tageslicht gebracht und sein langjähriges Amt als Nachkorrektor auch der 'Gegenwart' zur Verfügung gestellt. Ein kleiner Irrtum ist Herrn Kraus bei der Erläuterung unseres Titelbildes widerfahren. Er erklärt, daß 'so etwas wie ein treuer Eckhard den Stamm schützt und stützt'. In Wirklichkeit ist es aber Alberich, der neidische Zwerg, der die Wurzeln der deutschen Eiche zu untergraben sucht." (172.2.)

Was seine Beschreibung in der Gegenwart betraf, bestand Kraus auf einigen Korrekturen: Er sage noch immer den Wiener Zeitungen die Meinung und greife nach wie vor Alfred Kerr an (Die Gegenwart hatte behauptet, dies alles liege Jahrzehnte zurück). Zudem wolle Kraus keinen Prozess gegen Schober führen, sondern Schober dazu veranlassen, ihn zu klagen. Außerdem habe er sein Plakat gegen Schober nicht in den Julitagen, sondern erst im Herbst 1927 affichieren lassen. Die Gegenwart brachte die Berichtigungen mit dem Kommentar: "Die 'Berichtigung' bedarf keines Kommentars, sie spricht sowohl hinsichtlich der 'berichtigten' Punkte als auch des 'Berichtigers' für sich." (172.4.)