Karl Kraus ca. Reichspost

Wien
09.02.1923 - 29.05.1923

[6.] Die Reichspost behauptete: Karl Kraus habe sich zwar "mit Begeisterung in den Umsturz" gestürzt, aber sofort aufgehört, die Republik "über den grünen Klee und über alle monarchische Vergangenheit" zu preisen, "als ihm Genosse Breitner die neu erfundenen Steuern abzwackte" (vgl. 6.1.). Kraus und Samek forderten eine Berichtigung, in der klargestellt werden sollte, dass Kraus' Kritik sich nicht auf die Steuer an sich, sondern auf das "Vorgehen eines Magistratsbeamten" bezogen habe, das "Ueberreste des monarchischen Geistes in der Republik" sichtbar gemacht habe. Die Berichtigung wurde nicht gebracht, woraufhin Samek Klage einbrachte. Die Klage wurde wiederum von dem Richter Christoph Höflmayr abgewiesen, der argumentierte, dass in dem Artikel der Reichspost nicht Tatsachen, sondern Meinungen mitgeteilt würden. Diese seien nicht berichtigungsfähig. Der verantwortliche Redakteur Karl Schiffleitner wurde frei gesprochen, Kraus hatte die Kosten des Verfahrens zu tragen.