113. Vorlesung am 30.03.1918

Wien
30.03.1918

[Karl Kraus las im Kleinen Konzerthaussaal am] 30. März, halb 7 Uhr: I. Das technoromantische Abenteuer / Von der Sinai-Front / Ein Kantianer und Kant / Um Mißverständnissen vorzubeugen / Von Lionardo da Vinci / Von Goethe / Erfahrungen / Ei-Ersatz Dottofix / Die europäische Melange / Papierknappheit in Österreich / Das kann man nicht oft genug hören / Für Lammasch. II. Wie Hindenburg und Ludendorff unter Paul Goldmanns Einwirkung zu Pazifisten wurden / Vor dem Einschlafen der Welt / Die mit gutem Beispiel vorangehen und die ihnen folgen / Epigramme / Das Lied vom armen Kind. Von Frank Wedekind † / Unsere Pallas Athene! / Kriegsmüde / Die Kriegsschreiber nach dem Krieg. III. Der Bauer, der Hund und der Soldat / Zum ewigen Frieden. (Ein Teil des Ertrages für den Arbeiterverein »Kinderfreunde«.) [Die Fackel 474-483, 23.05.1918, 92] - zitiert nach Austrian Academy Corpus

Programmzettel

[…]

I.

Das technoromantische Abenteuer

Von der Sinai-Front

Ein Kantianer und Kant

Um Mißverständnissen vorzubeugen

Von Lionardo da Vinci

Von Goethe

Erfahrungen

Ei-Ersatz Dottofix

Die europäische Melange

Papierknappheit in Österreich

Das kann man nicht oft genug hören

Für Lammasch.

II.

Wie Hindenburg und Ludendorff unter Paul Goldmanns Einwirkung zu Pazifisten wurden

Vor dem Einschlafen der Welt

Die mit gutem Beispiel vorangehen und die ihnen folgen

Epigramme

Das Lied vom armen Kind. Von Frank Wedekind † (Erstdruck in der Fackel 1904) 

Unsere Pallas Athene!

Deutsche Propaganda

Kriegsmüde

Die Kriegsschreiber nach dem Krieg.

III. Der Bauer, der Hund und der Soldat

Zum ewigen Frieden.


Netzbiographie Karl Kraus
Transkription: 

[...]

Das übliche Saalerlebnis, daß gewisse Solisten der Hörerschaft das Vergnügen über die leichte Agnoszierung zeit- und ortsbekannter Namen und Klänge nicht unterdrücken können, möge dem Vorleser diesmal erspart bleiben. Er ist nicht darauf erpicht, solche Beweise der Eingeweihtheit, solche Bekenntnisse der Bekanntschaft und Verwandtschaft mit den trostlosen Anlässen seiner Gestaltung als Erfolg einzuheimsen. Die Übernahme der komischen Trivialität in das Grauen sollte das Unglück, in dieser Zeit und an diesem Ort zu leben, tiefer fühlen lassen und keineswegs damit versöhnen. Da die Absicht fehlschlägt, flüchtet der Vorleser oft genug zu Shakespeare und Andern, froh der verminderten Gefolgschaft und des
Zurückbleibens jener, die an solchen Abenden »nicht auf ihre Kosten kommen«.  Da aber eben diesmal die Meinung Platz greifen könnte, daß ein Wiener Weltuntergang ein Spassettl sei, möge die Bitte helfen. Wenn nicht, so ist von jenen besseren Teilen des Publikums, deren Erschütterung bis zur Garderobe und sogar darüber hinaus vorhält und deren Empfänglichkeit oder Würde diese Vorlesungen nicht völlig zur beschämten Preisgabe eines Geheimnisses macht, zu erwarten, daß sie die unbewegten Lacher und Freunde stofflicher Reize zurechtzischen werden, so daß solche es künftig vorziehen, anstatt in diesem Saal bei den Quellen ihrer Belustigung einzukehren. Zur leichteren Orientierung, welche Hörer hier gemeint sind, diene das Gefühl jener, die sich durch diese Erklärung getroffen fühlen oder soeben etwa zu dem Ausruf »Das hat die Welt nicht gesehn!« geneigt wären. Ihnen wird, mit der Beruhigung, daß Goethe sie ohnedies langweilen dürfte, anheimgestellt, sich vor Beginn geräuschlos zu entfernen und ihr Eintrittsgeld an der Kassa zu beheben.

I.

Das technoromantische Abenteuer

Von der Sinai-Front

Ein Kantianer und Kant

Um Missverständnissen vorzubeugen

Von Goethe

Erfahrungen

Ei-Ersatz Dottofix

Die europäische Melange

Papierknappheit in Österreich

Ein Soldat steht in den Bergen bei Astago auf der Wacht

Das kann man nicht oft genug hören

Für Lammasch

10 Minuten Pause

II.

Wie Hindenburg und Ludendorff unter Paul Goldmanns Einwirkung zu Pazifisten wurden

Vor dem Einschlafen der Welt

Die mit gutem Beispiel vorangehen und die ihnen folgen

Die Kriegsschreiber nach dem Krieg

Der Katzelmacher

Das Lied vom armen Kind. Von Frank Wedekind † (Erstdruck in der Fackel 1904)

Neue Musikalien

Unsere Pallas Athene

Die große Kanone

Kriegsmüde

Lied des Alldeutschen

Der Bauer, der Hund und der Soldat

Aus: Die letzte Nacht: Fressack, Naschkatz (Hyänen); Der Herr der Hyänen; Chor der Hyänen

Zum ewigen Frieden

»Bei dem traurigen Anblick nicht sowohl der Übel, die das menschliche Geschlecht aus Naturursachen drücken, als vielmehr derjenigen, welche die Menschen sich untereinander selbst anthun, erheitert sich doch das Gemüth durch die Aussicht, es könne künftig besser werden; und zwar mit uneigennützigem Wohlwollen, wenn wir längst im Grabe sein und die Früchte, die wir zum Teil selbst gesät haben, nicht einernten werden.« Immanuel Kant

Änderung und Kürzung des Programms vorbehalten.

Ein Teil des Ertrags wird dem Arbeiterverein »Kinderfreunde« (V. Rechte Wienzeile 97) zugeführt.

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