439. Vorlesung am 25.03.1928

Berlin
25.03.1928

[Karl Kraus las im Schwechten-Saal am] 25. März:

Blaubart.

[Die Fackel 781-786, 06.1928, 77] - zitiert nach Austrian Academy Corpus

Programmzettel

Blaubart

Operette in 3 Akten (4 Bildern) von Jaques Offenbach

Text nach Meilhac und Halévy von Julius Hopp, bearbeitet vom Vortragenden

Musikalische Einrichtung für den Vortrag und Begleitung: Dr. Otto Janowitz (Wiener Staatsoper)

[...]

Nach dem 1. und 2. Bild eine längere, nach dem 3. eine kurze Pause.

Die Gestaltungen der geistigen Welt Offenbachs müssen und wollen den Anspruch auf musikalische Interpretation im streng technischen Sinne unerfüllt lassen. Die Wiedergabe erfolgt ohne Kenntnis der Notenschrift.

Aus der Notiz des Wiener Programms:

Als Grundlage der Bearbeitung haben die schönen alten Soufflier- und Regiebücher des Theaters an der Wien (im Besitze der Nationalbibliothek) nebst dem recht unvollständigen Gesangstextbuch des Verlags Bote und Bock (1875) und dem Text der Partitur gedient.

Der Dialog ist, abgesehen von den aktuellen Zusätzen, zu denen die Szene der Unwirklichkeit Erlaubnis und Spielraum bietet, sprachlich vielfach erneuert worden, auch dort wo er äußerlich der gleiche geblieben ist. Durch die Weglassung der Zigeuner-Episode im vierten Bild geschieht, im Gegensatz zu den Aufführungen, der Handlung kein Eintrag. Neu ist das Gespräch der Pagen, deren einem das reizende Lied der Clementine in den Mund gelegt ist, das in keinem der vorhandenen Theatertexte Platz gefunden hat, an keiner Stelle der Handlung dem Part der Königin anzugliedern wäre und wohl auch geeigneter ist, auf sie gesungen zu werden, als von ihr selbst. Das Höflingslied (des Grafen Oskar) wurde mit neuen Zeitstrophen versehen. Hier wie auch sonst hat die freilich von der genialen Musik nicht lösbare Satire staatlicher und menschlicher Narrheit, ganz jenseits der Karikatur des Hofes Napoleons III., ihre Fortsetzbarkeit und also Gültigkeit bewiesen.

[...]