Der Vorleser

Seiten

Karl Kraus und Marie Turnowsky ca. Die Stunde

11.04.1925 - 01.12.1925
Wien

[13.] Kraus beantragte zusammen mit seiner Schwester Marie Turnowsky in Sachen des manipulierten Kinderbildes (siehe Akt 12.) Ermittlungen gegen Die Stunde wegen Übertretung des Urhebergesetzes einzuleiten. Man versuchte, den unbekannten Verfasser des Bildartikels zu ermitteln. 13 Redaktionsangehörige, darunter Emmerich Bekéssy, Anton Kuh und Karl Tschuppik wurden befragt. Der Maler Adalbert Sipos gab im Zuge dieser Vernehmungen zwar zu, das Bild retouchiert und karikiert zu haben, konnte sich jedoch angeblich nicht erinnern, von wem er den Auftrag dazu erhalten hatte.

Karl Kraus ca. Die Stunde

30.10.1927 - 03.12.1927
Wien

[23.] Die Stunde veröffentlichte einen Artikel, in dem sie dem Budapester Anwalt Miksa Rosenberg Beamtenbestechung am Budapester Strafgericht im Auftrag von Karl Kraus unterstellte. Nach Absprache mit Miksa Rosenberg beantragten Samek und Kraus die Einleitung von Voruntersuchungen gegen Emmerich Békessy, Fritz Kaufmann und weitere unbekannte Täter wegen Ehrenbeleidigung.

Karl Kraus ca. Die Stunde

21.01.1927 - 10.02.1927
Wien

[24.] Das Urteil aus dem Prozess gegen Die Stunde (siehe Akt 23) war nicht wie gesetzlich festgelegt am 18. oder 19.01.1927 erschienen. Oskar Samek und Karl Kraus klagten daher wiederum den verantwortlichen Redakteur der Stunde Fritz Kaufmann wegen Unterlassung der Veröffentlichung des Urteils. Die Klage wurde mit jedem weiteren Tag, an dem das Urteil nicht erschien, ausgedehnt. Am 1. Februar 1927 erschien das Urteil vollständig und das Strafverfahren wurde von Christoph Höflmayr eingestellt - die Kosten musste diesmal Karl Kraus als Privatankläger tragen.

Karl Kraus ca. Die Stunde

10.12.1925 - 22.03.1927
Wien

[25.] In der Stunde erschien der Artikel "Dem Kiebitz ist nichts zu teuer. Karl Kraus denunziert schon wieder die Sozialdemokraten", in dem Karl Kraus unterstellt wurde, ein "Denunziant" mit "psychopathischer Selbstüberschätzung" und monarchistischer Einstellung zu sein. Ein Brief von Kraus an Wilhem Liebknecht, den damaligen Führer der deutschen Sozialdemokratie, wurde als Beleg abgedruckt. Kraus hatte um 1900 an Liebknecht geschrieben:

Karl Kraus ca. Die Stunde

16.11.1926 - 21.12.1927
Wien

[27.] Kraus und Samek klagten Ernst Ely als Autor des bereits inkriminierten Artikels "Dem Kiebitz ist nichts zu teuer. Karl Kraus denunziert schon wieder die Sozialdemokraten" (siehe auch Akt 25 und 26) - In der Privatanklageschrift vermerkten sie, dass Gina Kaus dazu als Zeugin befragt werden könne.

Karl Kraus ca. Kronos-Verlag

°°.10.1925 - 23.01.1926
Wien

[32.] Karl Kraus brachte in der Fackel Nr. 697-705 (S. 144) eine Fotografie der Redaktionsmitlieder der Bühne, einer Zeitschrift, die ebenfalls Békessy gegründet hatte. Er bildete dieses Foto ohne Genehmigung des Fotografen Willinger und zudem nicht in der richtigen Größe ab. Der Kronos-Verlag - vertreten durch Fritz Kaufmann und Ernst Ely - verlangte daraufhin eine Berichtigung von Kraus. Als Kraus diesem Verlangen nicht nachkam, zeigte der Kronos-Verlag Kraus beim Landesgericht für Strafsachen I Wien an.

Postbeschwerde

02.10.1926 – 30.12.1926
Wien

[63.] Während Karl Kraus' juristischer Auseinandersetzung mit Anton Kuh gingen postalische Sendungen von Kraus verloren. Zudem trug das Kuvert einer eingeschrieben aufgegebenen Sendung der Fotografen Joel/Heinzelmann aus Berlin an Kraus die Aufschrift "Herzlichst grüßt Anton Kuh". Kraus und Samek erstatteten deswegen Disziplinaranzeige bei der Post- und Telegraphendirektion: "Herr Anton Kuh wohnt im Hotel Beatrix in Wien III. Beatrixgasse 1. Das zuständige Postamt 40 ist sowohl das Postamt für Sendungen an mich als auch an Herrn Anton Kuh.

Karl Kraus ca. Arbeit und Wirtschaft

01.01.1927 – 22.06.1927
Wien

[66.] Karl Kraus hatte in der Fackel 717-723 Karl Renner kritisiert. Die sozialdemokratische Zeitschrift Arbeit und Wirtschaft empörte sich in dem Artikel "Ein Witz Kasmaders?" über diesen "in echtem Bekessy-Tonfall erhobenen Anwurf". (66.3.) Kraus wiederum empfand "den Vergleich mit notorischen und gerichtlich abgestraften Erpressern und Verbrechern [...] als besonders schwere Beleidigungen". Entsprechend beantragten Samek und Kraus die Einleitung von Voruntersuchungen gegen Eduard Straas wegen Ehrenbeleidigung beim Landesgericht für Strafsachen I Wien.

Karl Kraus ca. Arbeit und Wirtschaft

15.02.1927 – 28.11.1927
Wien

[67.] In einem Artikel der sozialdemokratischen Zeitschrift Arbeit und Wirtschaft ("Neutrale und andere Gegner") schmähte der Journalist Johann Hannak Kraus aufgrund seiner Angriffe gegen die Sozialdemokraten. Da Kraus nicht explizit genannt wurde, war die Beleidigung allerdings schwer nachzuweisen. Kraus verlangte vorerst durch Samek eine Ehrenerklärung Hannaks, was dieser ablehnte, da er in seiner Äußerung "eine Ehrenbeleidigung nicht erblicke".

Karl Kraus ca. Volkskampf

29.01.1927 – 16.05.1928
Wien

[78.] Am 29. Januar 1927 erschien in der nationalsozialistischen Zeitschrift Volkskampf ein nicht gezeichneter Artikel: "Periodischer Lehmann. Die Presse-Meute von A-Z", der jüdische Journalisten in Wien auflistete, angriff und verspottete. Unter anderem hieß es dort über Kraus:

"Karl Kraus, genannt der 'Fackel'-Jud, gehört zu den Pestilenzartigsten seiner Rasse und arbeitet, schläft und läßt sich photographieren nur in Wien, 3. Bezirk, Hintere Zollamtsstraße 3 [...]."