Korrespondenz mit RA Max Hirschberg (München) in der Angelegenheit gegen Alfred Kerr

München
16.04.1928 – 20.04.1928

[69.] Oskar Samek erkundigte sich nach dem unbefriedigenden Ausgang des Prozesses gegen Alfred Kerr in Berlin (siehe Akt 68) beim Münchner Rechtsanwalt Max Hirschberg, wie die Chance stünden, Kerr wegen eines Gedichtes im Berliner Tageblatt zu klagen. Kraus wurde darin - allerdings in Antwort auf einen Vortrag von Kraus gegen Kerr - als "Kruppzeug", "Polemistvieh", "Winkelanwalt", "Kniffgruppierer", "Ehrenschänder", "Parasit", "Schmierian" und "gerechter Lumpen" beleidigt. Max Hirschberg führte aus, dass es vor allem darum ginge, ob es sich bei Kerrs Ausfall um eine "Erwiderung im Affekt" handele und wann die jeweils beleidigte Person von der Beleidigung Kenntnis erhalten habe. Die beiderseitigen Beleidigungen führten diesmal zu keinem Prozess. Kraus und Kerr prozessierten erst im Herbst 1928 wieder gegeneinander, nachdem Kraus wiederholt die Veröffentlichung der Kerrschen Kriegsgedichte angedroht hatte und Kerr versuchte, dem mit einer einstweiligen Verfügung zuvorzukommen (vgl. Akt 70).