Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Seiten

Rezension des Berliner Lokalanzeiger / Der Tag

Im Verein für Kunst las gestern abend Karl Kraus, der bekannte Wiener Publizist, eine Reihe von Aphorismen vor, die zwei jüngst erschienenen Bänden (?) entnommen waren. Es ist nicht so ganz leicht, eine große Anzahl Aphorismen hintereinander zu hören, selbst wenn sie zum größten Teile frappant und geistreich sind, gut vorgelesen werden und die Sinnesart eines ungewöhnlichen Mannes in sprunghaften Reflexen zu enthüllen scheinen. Wie Bälle, die man nicht zurückwerfen kann, füllen sie uns die Arme; aber wenn man später zusieht, sind die meisten auf rätselhafte Weise wieder fortgeflogen.

Rezension der Heidelberger Neuesten Nachrichten

[...] Was immer Kraus vorlesen mag, es wird im eigentlichen Wortsinn unerhört sein. [...] Sein furchtbares Gericht geht all denen unnachsichtlich ans Leben und ans Werk, die an der fortschreitenden Verhäßlichung des Zeitantlitzes durch Druckerschwärze hervorragend mitarbeiten. [...] Wer innere Größe zu erleben vermag, den muß die reine Inbrunst dieses wehr- und wahrhaften Künstlers ergreifen und aufrütteln [...]. Dieser männliche Geist hat mit der deutschen Sprache Worte und Werke geschaffen, von denen viele dauern werden, solange es eine deutsche Sprache gibt[...].

AutorInnen: 

Rezension durch Alfred Kerr

Karl-Kraus-Vorlesung.

 

 

Lustspielhaus.

I.

Neugier empfand ich, Kraus in seiner heutigen Thersituation zu sehen. Er hatte mich gestern, am Lützowufer war es, besucht — als Mitarbeiter derselben Breslauer Zeitung. Gestern; das Leben lag dazwischen. (Schiller: pfeilgeschwind.)

II.

Indessen Krach; Abgrenzung. Innen, bei mir, mit Lächeln. Er sagt jetzt wahrhaftig ein Gedicht, worin er schon zurückschaut. Auf die Wolter .... und so. Das liegt mir gar nicht.

AutorInnen: 

Rezension der Wage

Da die offiziellen Hüter der Literatur erst bei Hardens »Köpfen« halten, so sei hier inoffiziell auf das neue Buch von Karl Kraus »Pro domo et mundo« aufmerksam gemacht, das ähnlich wie seine erste Aphorismensammlung das bedeutsame Werk eines Denkers ist. Pro domo et mundo. Ja, diese beiden Instanzen sind ihm eins geworden ....

AutorInnen: