Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Rezension der Innsbrucker Nachrichten

Karl Kraus als Vorleser, seine eindringlich zupackende, kristallklar Glied an Glied reihende Sprachtechnik, seine Dynamik und Melodik wären schon ein Kapitel für sich. Jedes Für oder Wider über Karl Kraus müßte in einer Weise vorgebracht werden, die dem Niveau seiner geistigen Schärfe und der Schlagkraft seines Temperamentes entspräche, wenn der Beurteilende nicht selbst Gefahr laufen soll, seine eigene Inferiorität und Geringwertigkeit gegenüber dem Beurteilten zu erweisen und die Unfähigkeit zu dokumentieren, zu höheren Werten ebenbürtige Beziehungen zu gewinnen.

Rezension der Münchner Zeitung

R. B. [...] Kraus hat vor vielen andern Satirikern eines unbedingt voraus: den Mut zum Kühnsten, Gewagtesten, ja schier Unmöglichen. [...] Und es ist deshalb kein Wunder, daß er der grimmigsten Feinde ein ganzes Heer wider sich hat. Aber auch die Zahl seiner Freunde wächst von Jahr zu Jahr. Und wenn ihn die einen wegen seines Wahrheitsmutes lieben, so tun es die andern um seines glänzenden Geistes willen, der sich in einem blitzenden, originellen, witzigen, jedes Ding bei der Wurzel fassenden Stil offenbart.