Der Vorleser

Der Vorleser

1892/1910 - 1936

Seiten

2. Vorlesung am 17.01.1910

17.01.1910
Berlin

[Karl Kraus las in Berlin im Salon Cassirer.] Der zweite Vortrag hat am 17. Januar über Einladung des Vereins »Freie Studentenschaft der Universität Berlin« — gleichfalls im Salon Cassirer — stattgefunden. Ich las, vor einem ungewöhnlich empfänglichen Auditorium, Aphorismen, »Die Entdeckung des Nordpols«, die »Molybdänomantie« (aus der ersten Harden-Schrift) und zum Schluß aus dem Harden-Lexikon. [Die Fackel 294-295, 31.01.1910, 36-37] - zitiert nach Austrian Academy Corpus

Rezension der Deutschen Tageszeitung

Karl Kraus aus Wien, der Fackel-Kraus, von dessen eigenartigem Schaffen und Wesen wir unsere Leser nicht ungern wiederholt unterrichtet haben, las am Donnerstag im Kunstsalon Cassirer Aphorismen und Satiren vor. Die sehr elegant in Stahl gearbeiteten Gedanken des Wiener Gastes, lauter mit Dynamit gefüllte Kunstwerke, wirken vom Katheder aus nicht mit der dämonischen Gewalt, die sie auf den Leser ausüben. Nur die gröberen, die handgreiflichen Pointen zünden, und das ist in unserem Fall schade, weil sie kein klares Bild des Verfassers geben.

3. Vorlesung am 20.01.1910

20.01.1910
Berlin

[Karl Kraus las in Berlin im Salon Cassirer.] Am dritten Abend — im »Verein für Kunst« — am 20. Januar, las ich einige Aphorismen, den »Fortschritt«, die »Welt der Plakate« und die »Chinesische Mauer«. [Die Fackel 294-295, 31.01.1910, 37] - zitiert nach Austrian Academy Corpus

Brief Henriette Cleve an Karl Kraus

Entschuldigung für ihr Nichterscheinen bei der letzten Berliner Vorlesung wegen Krankheit ihres Sohnes und Bericht über das zunehmende Interesse des Frankfurter Schauspielhauses an "Die Unüberwindlichen" und des Mainzer Stadtheaters an "Madame L'Archiduc"

"ich war schon reisefertig" [Incipit der Unterlage] 

Signatur: 
H.I.N.-238922
AutorInnen: 

34. Vorlesung am 10.12.1912

10.12.1912
Berlin

[Karl Kraus las in] Berlin, im Choralionsaal am 10. Dezember: I. Der Traum ein Wiener Leben / Die Welt der Plakate II. Die chinesische Mauer III. Desperanto mit Einleitung aus Nr. 307/08 und Proben aus diesem und anderen Heften; Übersetzungen ins Desperanto: Schluß der Glosse »Der im Grunewald« und »Eine Berliner Rundfrage« / Ostende, erster Morgen; Riedau und Lido; Ein Satz; Angesichts; Blutiger Ausgang einer Faschingsunterhaltung (mit einer Abänderung); Ich rufe die Rettungsgesellschaft. — Zugaben: Der Deutlichkeit halber; Das Ehrenkreuz; Aus dem »Prozeß Veith« (Anrede an den Staat).

Rezension der Deutschen Montagszeitung

Er war in Berlin. Viel werdet ihr davon nicht gemerkt haben, Zeitungsleser, denn dieser Landsmann Roda Rodas ist so wenig Gesinnungsgenosse solcher Lustigkeit, daß ihn die Presse nicht ernst nimmt und ihm seine Existenz im geistigen Deutschland am liebsten abschweigt. [...] Aber er war wirklich in Berlin, ich nehme das auf meinen Eid; ich und noch ein paar Hundert andere haben am Dienstag im Choralionsaale seiner Leiblichkeit und der Emanation seines Geistes beigewohnt, welche dem Felsen entronnen waren.

Rezension der Ostdeutschen Rundschau

Fackel-Kraus in Berlin. Der Spinoza der Leopoldstadt hat an der Spree seine unsterblichen Werke vorgelesen. Mit welchem Erfolge, das beweist die nachstehende Kritik des bekannten Heinrich Binder: »Und nun war Kraus in Berlin. Er las hier im Choralion-Saal seine neuesten Werke vor, um den Berlinern einmal zu zeigen, was eine Harke ist. Was sah und hörte man: Den affektierten, hohlen, in Worten schwelgenden, urechten Weaner — Viel Schmalz, viel Hamur, viel Duliöh!

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